Fabelwesen
... führen uns einen Aspekt islamischer Kunst vor Augen, der die immer noch weitverbreitete Vorstellung einer un-figürlichen Kunst, limitiert durch ein religiös bedingtes 'Bilderverbot' widerlegt.
Grundsätzlich ist festzuhalten, daß ein 'Bilderverbot' inbesondere im Koran nicht existiert, es wird vielmehr abgeleitet aus verschiedenen kritischen Aussagen des Propheten zur figürlichen Darstellung, die in den später edierten Had§then (Aussprüche Mohammeds) festgehalten sind.
Die bedeutende Rolle, die Fabelwesen in der islamischen Kunst einnehmen, bezeugen die zahlreichen Darstellungen von Drache, Simurg (Phönix), Sphinx, Sirene, Greif, Senmurv, Doppeladler, Einhorn, Qilin und Buraq.
Fabeltiere und Mischwesen sind auf Geräten des täglichen Gebrauchs, vor allem aber auf repräsentativen, für Herrscher und Fürsten geschaffenen Werken, insbesondere auf tauschierten Metallarbeiten und in kostbar ausgestatteten Handschriften zu finden, können aber auch Teppiche und Textilien schmücken. Überraschend viele Darstellungen von Fabelwesen existieren in der islamischen Baudekoration, wo sie u.a. auf Holztüren, im Stuckdekor und auf glasierten Wandfliesen oder z.B. auch in der hölzernen Wandverkleidung des Aleppo-Zimmers im Pergamonmuseum vorkommen.