Eine der 5 Säulen des Islam, d.h. jeder Muslim/ jede Muslima, der/ die körperlich und finanziell dazu in der Lage ist, soll einmal im Leben die große Pilgerfahrt (hajj) unternehmen. Heute reisen bis zu 3 Mio. Pilger nach Mekka (und Medina), zumeist mit dem Flugzeug und anderen modernen Verkehrsmitteln. Bis ins 19. bzw. frühe 20. Jh. war dies nur zu Fuß, mit Kamelen (Pilgerkarawanen) bzw. per Schiff möglich. Die Reise stellte eine ungeheure Strapaze dar, oftmals starben die Pilger unterwegs (Wassermangel, Krankheiten) oder wurden beraubt oder gar getötet. Dies führte zu Eskorten und befestigten Rastplätzen und Forts.
Obwohl eigentlich Nicht-Muslimen das Betreten der Heiligen Stätten Mekka und Medina nicht gestattet, ist es über die Jahrhunderte immer wieder christlichen Reisenden gelungen, Mekka und die Kaaba als vermeintliche Pilger zu besuchen. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts z.B. Johannes Wild, der als Sklave nach Arabien und Mekka gelangt, oder der berühmte Richard Burton, dessen „Personal Narrative of Pilgrimage to El-Medinah and Meccah (1865)“ weite Verbreitung erlangt.
Eng mit der Pilgerfahrt verbunden ist die außerordentlich interessante 'Institution' des Mahmal, ein "zeltartiges, pyramidal zugespitztes, mit einer rot- oder grünseidenen, reich mit goldgestickten Koransprüchen und Ornamenten geschmückten Decke überzogenes Holzgestell, das die für die Kaaba bestimmten Geschenke des Sultans oder des Vizekönigs von Ägypten enthält. Diese Gaben, eine Decke für die Kaaba (Kiswa), reich geschmückte Koranexemplare u. a., werden jährlich einmal von einem Kamel nach Mekka getragen, wo sie zum Îd el-kebîr eintreffen. Der Aufbruch des Mahmal von Damaskus und Kairo zugleich mit der Pilgerkarawane findet unter Gepränge statt“.
(Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 106)
Eine wunderbare, frühe Darstellung der „Mekka-Karawane aus Kairo mit dem Mahmal“ findet sich im Reisebericht des Paul Lucas von 1706, allerdings erst in der 2. Auflage von 1714
Speziell die Aussendung des Mahmal aus Kairo, Damaskus und Istanbul wird ein beliebtes „Orientalisten-Motiv“, das seinen Weg bis in die Postkarten-Produktion findet.